Dinge, die man können sollte, wenn man sich ein Fahrrad via Internet bestellt

Erstveröffentlichung am 16.4.22 auf Medium

Super, Du möchtest Dir ein neues Fahrrad kaufen. Du hast festgestellt, dass Räder im Internet oft günstiger sind als beim Fachhändler vor Ort und Du bist natürlich ein Sparfuchs. Also kaufst Du im Internet. Prinzipiell ist das ein guter Weg, um günstig an ein gutes Fahrrad zu kommen.

Denn D2C Marken (Canyon oder auch SMAFO, meine Arbeitgeberin) sparen Kosten, weil sie keinen oder wenig stationäre Geschäfte betreiben und geben diesen Preisvorteil an potentielle Kund:innen weiter. Man muss sich klar machen, Fachhandel-Margen liegen oft irgendwo bei 30 %. Das ist natürlich eine Stange Geld.

Versteht mich nicht falsch, lokaler Fachhandel ist eine super Sache. Man kann verschiedene Marken direkt ausprobieren und vergleichen. Man hat direkte Auswahl an Zubehör und guter Fachhandel quatscht Dir auch nichts auf, sondern berät … fachgerecht. Ausserdem kann man dort immer hin, wenn das Rad mal Service braucht. Und das ist einer der größten Pain-Points von D2C Brands. Des öfteren nimmt der Fachhandel nämlich nur Räder zum Service / zur Wartung an, die auch dort gekauft wurden. Was übrigens nicht bedeutet, dass der Service bei vor Ort gekauften Rädern super schnell von statten geht. Wenn man ein Rad zur Inspektion während der Radfahrsaison abgibt, dann kann das schon mal ein, zwei Wochen (oder viel, viel länger) dauern, bis man sein Rad wieder bekommt.

Nicht jedes Rad ist gleich gut reparierbar

D2C Marken arbeiten deshalb gerne mit mobilen Werkstätten oder mit Partnerwerkstätten (z.B. ihrer Radversicherung) zusammen. Aber gerade bei kleineren Problemen ist es nützlich sich ein bisschen Wissen (und eventuell Werkzeug) anzueignen, um diese Probleme selbst aus der Welt schaffen zu können. Reparaturen am Fahrrad sind in der Regel keine Raketenwissenschaft. Bremsen und Schaltung einstellen, festen Sitz der Schrauben kontrollieren, mal einen Schaltzug oder Schlauch wechseln. Wenn man nicht zwei linke Hände hat, ist das schnell gemacht. Übrigens auch Dank des Internets. Es gibt zig wahnsinnig gute Tutorials, wie man eine Schaltung einstellt zum Beispiel. Denn die Anbieter von Fahrradwerkzeug haben natürlich Interesse daran, dass nicht nur der Fachhandel weiß, wie man dieses benutzt. Und weil man eher selten ein Tretlager wechselt, gibt’s von denen auch Allerwelts-Tutorials — Schaltung einstellen … you name it. Parktool macht nicht nur hervorragendes Werkzeug, auch hervorragende Erklärvideos. Auch auf deutsch findet man natürlich sehr gute Videos. Ich verlinke zum Schluss einige Tutorial Empfehlungen.

Man braucht nicht viel Werkzeug zur Radreparatur

Wer selbst eine Schaltung einstellen, Bremsbeläge oder einen Schaltzug wechseln kann, ermächtigt sich nicht nur selbst und das ist immer ein gutes Gefühl, er/sie sitzt auch wieder schnell auf dem Rad. Und das ist es ja, was man will — Radfahren.

Meine Empfehlung, was es an grundlegendem Werkzeug braucht, um die meisten Probleme selbst lösen zu können:

  • Mittleren Kreuzschraubendreher
  • Mittleren Schlitzschraubendreher
  • Eine (Spitz-)Zange
  • Ein Inbusschlüssel Set (z.B. von Wera)
  • Zwei Reifenheber aus Kunststoff

Einen Satz Nüsse und einen Drehmomentschlüssel. Ein Drehmomentschlüssel (mit einer Empfindlichkeit von ca. 2 Nm bis 25–30 Nm) ist schon etwas fortgeschrittener, aber gibt Euch die Sicherheit, dass Ihr Schrauben und Muttern mit der korrekten Festigkeit anzieht. Wie fest Muttern und Schrauben angezogen werden müssen, erfahrt ihr in der Bedienungsanleitung oder mit ein bisschen googeln der jeweiligen Komponenten. Ab und zu steht es auch direkt auf den Komponenten. Je nach Rad ist es nicht verkehrt auch einen Satz Maulschlüssel zu besitzen.

Man sollte sich natürlich darüber im Klaren sein, dass es überhaupt nur möglich ist etwas selbst am Rad zu reparieren, wenn normale Komponenten von der Stange verbaut sind. Wer zum Beispiel ein VanMoof kauft, wird häufiger zur Werkstatt müssen, als bei einem Rad mit klassischer Kettenschaltung oder weit verbreiteten Bremsen. VanMoofs sehen schick aus, haben aber viele proprietäre Komponenten verbaut, die man als Endkund:in gar nicht kaufen kann. Deshalb ist es keine schlechte Idee beim Radkauf übers Internet den Gedanken der Serviceability mit einzubeziehen.

Und zu guter Letzt: hier meine Service-Tutorial Empfehlungen:

Einstellen einer (Shimano-) Kettenschaltung (Schaltwerk hinten)

Einstellen einer (Shimano-) Kettenschaltung (Umwerfer vorne)

Reifen wechseln

Felgenbremsen einstellen

Scheibenbremsen einstellen

Bonus:
Fahrrad richtig putzen

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